Berlin. "Seit über 25 Jahren vernetzt er weltweit die interessantesten Orte der Kunst mit seiner Spraybanane. 1998 schuf er in der Luise seine “Königssuite“, ganz in Gold, mit Bananen als Fruchtbarkeits- und Liebessymbol und als die durch ihn geprägte Auszeichnung für Orte mit junger, frischer Kunst. Ende 2012 wurde das Zimmer von ihm komplett überarbeitet und präsentiert sich zwar noch immer majestätisch in Gold und Purpur, die Arbeiten selber jedoch, analog zur allgemeinen Öffnung der Adelshäuser, geben sich deutlich volksnäher als zuvor. Angefangen vom paradiesischen Sündenfall über diverse zeitgeschichtliche Signets bis hin zum Stadtsymbol Berlins; alles in baumgärtnerischer Bananisierung natürlich.
Und natürlich der Klassiker, die Kunstbanane, die in diesem Zimmer nicht fehlen darf.
Thomas Baumgärtel erzählt neben der ästhetischen Dimensionierung des Raums Geschichten mit seinen Sprayobjekten; teils politisch an der Schnittstelle zwischen ehemals Ost und West, teils ethnologisch, historisch oder auch autobiografisch. So ist findet sich zum Beispiel etwas versteckt eine gekreuzigte Banane auf der Wand. Diese dürfte dem allerersten Bananen-Kunstwerk von Thomas Baumgärtel aus 1983 nachempfunden sein, als der Noch-Nicht-Künstler Zivildienstleistender im katholischen Krankenhaus seiner Heimatstadt Rheinberg war und er ein von der Wand gefallenes Kreuz aufgehoben, den kaputt gegangenen Jesus durch seine gerade greifbare Frühstücksbanane ersetzt und wieder an den Nagel gehängt hat. Auch, um – wie er zugibt – die Ordensschwestern aus der Reserve zu locken.
Das ist ihm gelungen. Die heftigen Reaktionen darauf haben ihn bestätigt, Kunst zu studieren. Insofern verarbeitet der Künstler hier auch seine Vergangenheit.
Bereits während seines Kunst- und späteren Psychologiestudiums sprayte er die ersten Bananen an Galerien und auf Leinwände. Am Anfang jagten ihn Polizei und Staatsanwälte artgerecht wegen Sachbeschädigung, bereits nach kurzer Zeit jedoch war die Symbolik seiner Street-Art in der Kunstwelt hochwillkommen und es mehrten sich eigene Ausstellungen in Galerien, Museen und Kunstvereinen sowie Buchprojekte, Editionen, Objekte, Installationen, Aktionen und Wandarbeiten. Der bekannteste Sprayer Deutschlands zeigt ein vielfältiges Oeuvre, in dem nicht alles Banane ist!
Mit der „Königssuite“ hat er jetzt die 2. Variante eines stilvollen, inspirierenden Künstlerzimmers geschaffen, das dem Gast Lust auf die Stadt Berlin und deren Orte der Kunst machen soll, die sich bereits fußläufig nah in einer wohl einmaligen Konzentration und Qualität anbieten. Und wenn sie dort irgendwo eine Banane an der Häuserwand sehen,spätestens dann sind sie angekommen."
Christian Brée, Hotel Luise, Berlin im Dezember 2012
Arte Luise Kunsthotel
Luisenstraße 19, D-10117 Berlin
www.luise-berlin.com
Foto: Ralf Bauer (www.atelier-ralfbauer.de)
Foto: Ralf Bauer (www.atelier-ralfbauer.de)
Film von Christian Brée, Dezember 2012 auf YouTube:
www.youtube.com/watch?v=AA3i5Gz8ec0&feature=youtu.be