Eröffnungsrede von Sandra Abend
„Kunst heilt“ – Werke von Thomas Baumgärtel
25.09. - 06.12.2020 im Wilhelm-Fabry-Museum Hilden
Die Ausstellung „Kunst heilt“ war lange vor der Corona-Pandemie geplant, und nun erscheint die These, dass Kunst heilen kann, interessanter denn je.
Es ist die zweite Einzelausstellung des Künstlers Thomas Baumgärtel im Wilhelm-Fabry-Museum. Baumgärtel, der als Bananensprayer international bekannt geworden ist, wollte eigentlich Mediziner werden und absolvierte seinen Zivildienst in einem katholischen Krankenhaus. Dort arbeitete er in der chirurgischen Ambulanz und auf der Intensivstation.
Nahezu parallel zu seinem Studium der Freien Malerei machte Baumgärtel ebenfalls sein Diplom in Psychologie. Er weiß also auch aus psychologischer Sicht um die mehrdimensionale Kraft der Kunst, die nicht umsonst lange schon in der Therapie Anwendung findet.
Ähnlich dem Placeboeffekt, bei dem positive Veränderungen des Gesundheitszustandes durch eine Behandlung mit einem Scheinmedikament hervorgerufen werden, kann auch Kunst diese Eigenschaft für sich beanspruchen.
Auf diesen Effekt macht der Künstler auf vielfältige Weise aufmerksam. Er richtet in der Arbeit „Der Mediziner“ von 1984 einen kritischen Blick auf die Schulmedizin und zeigt auf, dass die suggerierte Illusion, man brauche nur eine Pille zu nehmen, damit die Krankheit verschwindet, der falsche Weg sei.
Der Arzt, der beschwörend eine rote Kapsel hochhält, trägt einen OP-Kittel und Mundschutz.
Letzteres Schutzmittel hat für die Weltbevölkerung aktuell binnen weniger Wochen eine immens neue Bedeutung und vor allem auch Symbolkraft erlangt. Elemente wie die zu seinem Markenzeichen gewordene und für Freiheit stehende Banane fungieren als aussagekräftige Symbole in seiner Kunst.
Mit ihr hat Baumgärtel schon mehr als 4.000 Kunsteinrichtungen rund um den Globus markiert. Einzigartig ist die vor 12 Jahren an die Wand des Wilhelm-Fabry-Museums gesprühte Äskulap-Banane, die sich in ihrer speziellen Ausprägung auf den in der Mythologie für die Heilkunst stehenden griechischen Gott Asklepios bezieht. Im Tempel des Asklepios erschien der Arzt den Patienten im Schlaf, eine Heilbehandlung, die auf die Kraft der Selbstheilung und wahrscheinlich vor allem auf Drogen setzte.
Die suggestive Wirkung der global verständlichen Arbeiten von Thomas Baumgärtel verweisen auf die Schnittstellen von Kunst und Medizin und gehen weit darüber hinaus. Sie provozieren oft, ironisieren gelegentlich und halten konsequent Tuchfühlung zu Gesellschaft und Gegenwart.
Dr. Sandra Abend, Leiterin des Wilhelm-Fabry-Museums