Eröffnungsrede von Dirk Balke

Eröffnungsrede von Dirk Balke am 19.11.2014 im Deutschen Klingenmuseum zur Ausstellung „Auf Messers Schneide” von Thomas Baumgärtel.

Sehr geehrte Damen und Herren, liebe Frau Grotkamp-Schepers, lieber Thomas Baumgärtel,

bevor ich auf das Werk von Thomas Baumgärtel eingehe, möchte ich mich bei den vielen Spendern bedanken, die es ermöglicht haben, dass wieder ein Bildnerisches Werk von einem international bekannten Künstler dauerhaft in Solingen seinen festen Platz bekommen hat.

Es ist in Zeiten knapper öffentlicher Gelder immer häufiger die Notwendigkeit da, das Bürger mit dem liebe zur Kultur mit privaten Spenden solche Ankäufe noch ermöglichen.

Meine Idee dazu war es immer; das auch durch kleine Beiträge, die viele Bürger zusammen tragen, die Identifikation mit den eigenen Kulturellen Einrichtungen in der Stadt steigt und zum 60 Geburtstag des Deutschen Klingenmuseums in Solingen sollte man dieses Bild auch als Geburtstags-Geschenk der Bürger an Ihr Museum verstehen.

Was nun besonders schön an dieser Sammelaktion zum Erwerb des Bildes „9 Messer“ von Thomas Baumgärtel ist, dass wir nun hier und heute durch diese zusätzliche Ausstellung die Möglichkeit haben, das erworbene Bild in seinem künstlerischen Kontext zu sehen und einzuordnen.

Thomas Baumgärtel ist den meisten als Deutschlands bekanntester Sprayer - als DER Bananen-Sprayer ein Begriff. Dieses Markenzeichen begleitet seine Künstlerische Laufbahn von den Anfängen an und ist heute nach gut 30 Jahren in der Kunstszene nicht mehr weg zu denken.

In vielen weltweiten Sprayaktionen hat er unter anderem berühmte Museen wie das Museum of modern Art in New York, das Puschkin Museum in Moskau oder die Tate-Galerie in London mir seiner Banane gekennzeichnet.

In den Anfängen, vor gut 30 Jahren, ist er noch verhaftet worden als er damals illegal das Ludwigmuseum in Köln mit der Banane ausgestattet hatte.

Inzwischen fragen die Museen bei Thomas Baumgärtel an, ob sie die Banane bekommen. Erst kürzlich ist SIE am Kunstpalast in Düsseldorf aufgefrischt worden.

Das künstlerische Konzept von Thomas Baumgärtel hat dazu geführt, dass die Banane sowohl als subversive Anspielung verstanden wird, das z.B. die Kunstbetriebe der heutigen Zeit manchmal auch Züge einer Bananenrepublik annimmt -

aber eben auch durch selektierte Auswahl des Künstlers, gleichzeitig ein Gütesiegel der Kunstszene geworden ist -und sich immer mehr als solches etabliert.

So ist die „original Banane“ an vielen Orten der Welt zu finden, die nach Ansicht des Künstlers interessante, herausragende, zeitgenössische Kunst birgt.

Ausserdem hat Thomas Baumgärtel in den Jahren die Banane einer Metamorphose ausgesetzt, mit zahlreiche Abwandlungen die mit politischen, aktivistischen Anspielungen versehen sind.

Dazu gehört auch, das Er einige besondere Variante entwickelt hat, die auf den jeweilig besonderen Ort eingehen - wie zum Beispiel auch die Messerbanane, die seit dem Start der Sammelaktion im März diesen Jahres, das Eingangsportal des Deutschen Klingenmuseums, hier in Solingen kennzeichnet.

Diese sehen sie hier auch noch mal in original Größe auf Leinwand gesprüht. Und als Beispiel in welchen Aktionen und Zusammenhängen Thomas Baumgärtel die Banane immer wieder auftauchen lässt, ist das Bild „im Werksgelände“ hier zusehen, dass im Zusammenhang für die Kulturhauptstadt Ruhrgebiet - Dortmunder U - 2010 entstand.

Thomas Baumgärtel ist aber nicht auf die Banane und Ihre dreissigjährige Metamorphose festzulegen. Sein künstlerisches Schaffen, seine verschiedenen Ausdrucksformen reichen von Zeichnungen, Druckgrafiken, und Fotocollagen, von Übersprühen alter Meister-Gemälde zu Objekten und Skulpturen. Er hat zahlreiche Wandbilder im öffentlichem Raum erarbeitet sowie ganze Häuserfassaden gestaltet.

Seine Performanz, wie die mit der überdimensionale Banane, die in den 90ger Jahren in das Portal des Kölner Doms geschoben wurde, ist sicher dem ein oderanderen noch in Erinnerung.

Im Sommer diesen Jahres gab es eine große Ausstellung im Schloss Reuschenberg, in Neuss, in der dreissig verschiedene Werkgruppen von Ihm, beispielhaft für die dreissig Schaffensjahre von Thomas Baumgärtel gezeigt wurden. Soviel nur zum breitgefächerten Oevre des Künstlers.

In dieser Ausstellung bilden nun zwei Werkgruppen den Schwerpunkt, um zu zeigen in welchem Kontext das für das Museum erworbene Bild „9 Messer“ zu verorten ist.

Zum ersten sehen Sie zwei große gemalte Akryl auf Leinwand-Bilder die Zechen- und Industielandschaften zeigen. Hierbei wird deutlich das Thomes Baumgärtel eben nicht ausschließlich ein Sprayer ist, sondern ein hervorragender Maler, der seine großformatigen Bilder oft in zurückhaltenden Grau- und Erdtönen anlegt. Das in diesem Fall Industrielandschaften ausgewählt wurden, ist natürlich dem Thema geschuldet zeigt aber ausserdem wie wandlungsfähig Thomas Baumgärtel sich immer wieder neu auf Themen einstellt und beinah narrativ, sprich erzählerisch vorgeht.

Wie hochgezogene Pressefotos wirken oft seine Malereien und spiegeln damit auch immer wieder eine dokumentarischen Absicht des Künstlers wieder.

Die zweite hier zu sehende Werkgruppe sind gesprayte Bilder, die so genanten Spraygramme. Das heisst, es sind wie Abdrücken, Silhouetten gleiche, zweifarbig gesprayte Bilder auf unterschiedlichen Materialien.

So benutzt Thomas Baumgärtel Untergründe, die Ihm häufig zufällig in die Hände fallen und auf denen er, sowohl echte Gegenstände übersprüht, wie aber auch Schablonen, die er von realen Dingen gemacht hat. Dieser Prozess wird mehrfach wiederholt und somit entsteht oft ein fast Röntgenhafter Blick auf die Dinge.

Man kann diese Vorgehensweise auch als Zitat an andere großartige Künstler wie Man Ray verstehen der solche Arbeiten schon als Fotogramme vorgelegt hatte.

In dieser Werkgruppe ist das Bild „9 Messer“, das nun unserem Klingenmuseum Solingen gehört zu sehen.

Es ist einerseits ein typisches Spraygramm von Thomas Baumgärtel, das durch großformatige Klingen-Schablonen erarbeitet wurde und durch die zweifarbigkeit dem Sachlichem Thema entspricht, andererseits hat es eine ganz eigene, eher zurückhaltende Ausstrahlung. Während die anderen hier zu sehenden Spraygramme eine kontrastreiche schwarz-weis Optik haben und damit eine klare Farb- und Formensprache entwickeln, wirkt das Bild „9Messer“ fast poetisch dagegen.

Es ist zurückhaltend und ehr unauffällig aber gerade das macht die Besonderheit des Bildes innerhalb dieser Werkgruppe aus.

Die gesprühten, großformatigen Messer sind zwar ähnlich wie bei dem schwarzweisen Bild „Solinger Messer“ (das sie hier an der Wand sehen) aber der Untergrund ist ehr ein malerischer und so steht das Bild „9Messer“ quasi wie eine die Brücke zwischen den Spraygrammen von Thomas Baumgärtel und seiner top-farbenden Malerei auf Leinwand.

Damit will ich zum Ende meiner Einführung kommen.

Um selbst mit dem Künstler über seine Arbeiten zu sprechen, möchte Thomas Baumgärtel ausdrücklich angesprochen werden und wenn Sie an einem Erwerb eines der Bilder interessiert sind, dürfen Sie sich zielstrebig an mich wenden.

Übrigens hat der Künstler aus Anlass dieser Ausstellung zwei Editionen bereit gestellt, und zwar die „Messerbanane“ als limitierten Druck auf Büttenpapier in einer geringen Auflage von nur 30 Stück und eine Edition „ Gabel, Messer, Löffel“ von 9 Spraygrammen alle 9 sind kleine Unikaten auf Leinwand.

Zum Schluss möchte ich noch auf einen Vortrag von Thomas Baumgärtel aufmerksam machen, der hier an gleicher Stelle am 14. Januar um 19 Uhr stattfinden wird. Ein Vortag mit Bildern von Thomas Baumgärtel "Warum Banane - über die Wirkung von Kunst".

Vielen Dank für Ihr Interesse und ich wünsche UNS noch einen schönen Abend.

Dirk Balke, Galerist Solingen

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